Veranstaltungen in und mit der Natur

mit der Natur- und Wildnispädagogin,

Diplom-Geografin und Forstwirtin Antje Giesenberg

Gartengeschichten

Januar 2024

Endlich gab es mal wieder eine dickere Schneedecke im Garten und ich bin gleich auf Spurensuche gegangen. Nun sieht man, wer so alles des Nachts und auch des Tags, wenn ich nicht da bin, so im Garten unterwegs ist, wo Hotspots sind und wo wer welche Verstecke hat.

Spuren auf der Streuobstwiese

Bekannt aber immer wieder verwunderlich finde ich die Tatsache, dass die Tiere gerne die gleichen Wege, genauer gesagt, den gleichen Pfad eines breiten Weges, wie wir Menschen benutzen. Hier war ein breiter Pfad mit Rehspuren, nächtlich begangen, würde ich sagen. Der Hase ist nebenher gehoppelt. Dann gab es noch Spuren von Eichhörnchen, dem Fasan und anderen Vögeln, Mäusen, Ratten, Marderartigen, Katze und leider auch, als Neuzugang, dem Nutria, der auch ganz ungeniert um die Hütte und den Schuppen auf der Suche nach was Essbarem herumgestöbert hat.

Reh und Hase auf dem Pfad

Die meisten Spuren, das verwundert mich nicht, finde ich in der Nähe der Gehölze, des Schuppens und  der Gartenlaube. Besonders beliebt ist die sogenannte Friedhofsecke. So bezeichnet, weil hier die Vorgänger dieses Pachtgrundstückes jede Menge Koniferen und Rhododendren gepflanzt haben. Ich hatte bei der Übernahme vor 15 Jahren beschlossen, diese Ecke nur etwas auszulichten, aber das Grundbild zu belassen. So sind einige Koniferen verschwunden, aber eine große Scheinzypresse und einige Weymouthkiefern, eine Waldkiefer, einen großen Ginko und besagte Rhododendren und Azaleeen gibt es noch, ökologisch „aufgepeppt“ durch eine Kopfweide mittendrin und Wurmfarn, Haselwurz, Sauerklee, Walderdbeere, Akelei und andere heimische Pflanzen unter den „Exoten“. 

Rehschlafplatz

Unter der Scheinzypresse sind auch noch die Reste meines letztjährigen Moosbettes, die nun mehrfach von Rehen als trockener, geschützter und kuscheliger Schlafplatz genutzt werden.

Spuren von Reh, Vögeln, Eichhörnchen, Marder, Maus und eine kleinere Spur von eventuell Mauswiesel? konnte ich ausmachen. Für die ganz kleinen Spuren war der Schnee zu tief und pulverig, da konnte man die Anzahl und genaue Lage der Zehen nicht mehr erkennen. Aber wer sich auskennt und es weiß – ich würde mich über eine Nachricht freuen.

Marder, Maus und Co.

Vor allem die Marderspuren (Steinmarder oder Iltis?) haben mich sehr gefreut. Frisst dieser doch gerne Mäuse und auch mal eine Ratte. Den Marderartigen möchte ich noch mehr Aufmerksamkeit schenken, können sie mir doch giftfrei helfen, die zu vielen Nager aus meinem Garten einzudämmen, die sich über das ganze Fallobst und meinen Topinambur hermachen, aber leider auch schon einige meiner alten und jungen Obstbäume durch Wurzel- und Rindenfraß schwer geschädigt bis getötet haben.

Die Winter sind einfach zu mild, so dass die Nager alle gut über die kalte Jahreszeit kommen und die Jäger schießen wohl immer noch zu viele  Füchse, die die Top-Mäusevertilger sind – leider habe ich in meinem Garten keine Fuchsspur gefunden, wie erhofft.

Interessant war schon zu sehen, wo die Tiere nach Nahrung suchen, ihren Pfaden zu folgen und ein bisschen eine Idee zu bekommen, wie viele hier so herumstreunen. Die meisten Spurenhinterlasser wohnen hier, oder dicht bei – zumindest zeitweise. Deswegen haben alle meine jungen Obstgehölze auch einen Schälschutz aus Plastik an. Der Rehbock ist da sonst gnadenlos.

Falls dies nun ein Jäger liest – in meinem Pachtgarten wird nicht ohne vorherige Absprache mit mir gejagt! Durch die große Struktur und Pflanzenvielfalt hier wird den Wildtieren ein Nahrungsspektrum geboten, dass sie sonst in der Natur kaum noch finden. Und deswegen sind sie logischerweise oft zu Besuch. Die Wildtiere wissen, welche Heilkräuter sie zu welchen Zeiten fressen müssen und die finden sie in meinem Garten. Sie dort wahllos abzuballern, wie ich es einmal mitbekommen habe, ist absolut inakzeptabel. Leider habe ich gerade wieder eine Patronenhülse nahe der Gartenhütte gefunden.

Ich arbeite daran, ein ökologisches Gleichgewicht bei Fauna und Flora hinzubekommen und habe mich darauf eingestellt, dass das eben eine Weile dauert. Mittlerweile hat sich das auch ganz gut eingeregelt, (s.o.) und es wäre ärgerlich, wenn nun Fuchs oder Marder als regulierende Raubtiere geschossen werden, oder der Hase sein Leben lassen muss, obwohl es davon eh viel zu wenige gibt.    Der oder die Nutrias sind ein Extrafall. Um dieses Problemtier werde ich mich kümmern.

Im Vergleich mit unseren Wäldern liefert mein Garten einen ganz guten Schnitt, was die Tierspurenvielfalt und -anzahl angeht, aber ich bin sicher, da geht noch mehr, zumindest für ersteres.

3. Juni 2023

Es ist schon wieder viel zu trocken. Das scheint jetzt wohl die neue Normalität im Frühjahr und Sommer zu werden. Daher mähe ich meinen Rasen, also die Fläche, auf der ich mal Liegen möchte, oder mit Gästen sitze, möglichst immer erst kurz vor dem nächsten Regen. Über die letzten 13 Jahre habe ich die Fläche durch Mahd und teilweises Entfernen des Mähgutes ausgehagert, so dass jetzt nach dem ersten Mähen im Frühjahr das Gras zart und nicht mehr so dick und üppig nachwächst. Da fühlen sich nun auch die Wiesenmargeriten wohl, um die ich natürlich rummähe. Und mein uralter Elektorasenmäher schafft auch höheres Gras, wie es jetzt gerade ist, noch ohne Probleme runterzumähen. Mal sehen, wann der nächste Regen kommt.

Sind andere Gartenbesitzer fleißig am Mähen und Wässern oder gucken auf eine kurzgeschorene braun-vertrocknete Fläche, ist es bei mir ohne Wässern noch schön grün mit weißen, blauen und gelben Blütentupfern und überall krabbelt, fliegt und hüpft es herum. Ein bisschen Vertritt verträgt auch der etwas längere Rasen und ich gucke einfach lieber auf eine grün-bunte Fülle, anstatt auf tödliches Braun. Und du? Hier ein aktuelles Foto meines von Staudenbeeten und Obstbäumen umrahmten Rasens:

Fortsetzung des Regenwurm-Laub-Experimentes (siehe Eintrag vom 1. Februar 2023):

Mitte März 2023 war alles Laub um den Kirschbaum verschwunden bzw. in den Boden gezogen worden:

Nun war viel Moos zu sehen, aber das ist immer im Frühjahr so, weil das Gras ja noch nicht wächst.

Jetzt, Anfang Juni, sieht es frisch nach dem Rasenmähen so aus:

Kaum wiederzuerkennen, oder?

So sieht es rechts vom Kirschbaum aus:

Ergebnis: Das Experiment wurde mit Erfolg abgeschlossen.

Das gesamte Laub wurde in den Boden gezogen, alles ist grün und das Gras wächst gut und ich hatte absolut keine Arbeit damit. Das Laub im Boden sorgt für Humusaufbau und ernährt die Bodenorganismen. Nun hoffe ich, dass sich über die nächsten Jahre, in denen ich nun selbstverständlich weiterhin den Regenwürmern und anderen Bodentieren die „Laubentsorgung“ überlassen werde, die Bodenbeschaffenheit so verbessert, dass er und die Pflanzen, allen voran mein Kirschbaum, mit Trockenheit (Sommer) und Nässe (Winter) besser klar kommt.
Auch das Laub meiner anderen Obst- und Waldbäume haben die Bodentiere vollständig verarbeitet. Es ist nichts mehr zu sehen. Ich konnte in meinem Garten beobachten, wie die Tiere, nachdem sie mit den Kirschbaumblättern fertig waren, mit dem Fallobst und den Blättern der Apfelbäume weitergemacht haben. 

28. Februar 2023

Eine selbst veredelte, regionale, alte Apfelsorte, der „Wohlschmecker aus Vierlanden“  steht in Form eines jungen, jetzt ca. 1,80m großen Bäumchens zum Verkauf. Der Baum wird eine Endgröße zwischen Halb- und Hochstamm erreichen. Für 40€ ist er zu haben. Nur für Selbstabholer (nahe Hamburg-Zollenspieker)!

 

1. Februar 2023

Wenn der Wurm im Laub ist…

Bei mir harken die Regenwürmer! Bis vor einem Jahr haben wir uns noch die Arbeit geteilt, d.h. ich habe etwa die Hälfte der Blätter unter meinem großen Kirschbaum zusammengeharkt, weil ja angeblich der Rasen sonst unterm Laub kaputt geht, die andere Hälfte war irgendwie im Frühjahr von alleine verschwunden. Herbstlaub sehe ich seit jeher als einen wertvollen Rohstoff an, den ich als Mulchmaterial, Kompostbeigabe, oder als Laubhaufen für Igel und Co. nutze.

Einzelnes Blattbüschel

Im Herbst 2022 habe ich beschlossen, die gesamte Laubdecke liegenzulassen und nichts mehr wegzuharken, in der Hoffnung, dass sie zu Humus wird und so die Bodenstruktur und Wasserhaltefähigkeit verbessert. In den letzten trockenen Sommern hat meine Kirsche stark gelitten und im Garten ist nun mal Humus der beste Nährstoff- und Wasserspeicher.

Gesagt und nicht getan – nun guckt euch diese Fotos an. Mein großer Kirschbaum produziert jedes Jahr soviel Laub, dass der gesamte Rasen unter dem Baum zugedeckt ist. Diese Blätter scheinen bei Regenwürmern sehr hoch im Kurs zu stehen. Hier ist wirklich der Wurm drin – toll! Ich weiß nicht, wieviele geringelte Hilfsgärtner ich habe, ab sie haben bereits bis zum Januar, wo die Fotos entstanden, ganze Arbeit geleistet!

Wie auf den Fotos zu sehen ist, haben die Tiere das Laub rund um den Baum Blatt für Blatt zusammengezogen und büschelweise in die Erde gedreht. Somit bekommt nun das Gras wieder genug Licht und die Verwandlung von Laub in Humus ist im vollen Gange, ohne dass ich irgendetwas machen musste. Die Natur sorgt hier selbst für sich. Nun bin ich gespannt, wann die Blätter ganz verschwunden sind und ob das über die Jahre die Vitalität des Bodens und meines Kirschbaumes wieder verbessert.

Die Regenwürmer fressen die Blätter übrigens nicht, sondern ernähren sich von der Pilz- oder Bakterienschicht, die sich auf den Blättern bildet. Danach stehen dann schon jede Menge andere Zersetzer in der oberen Bodenschicht parat, um weiterzumachen.

Die Fortsetzung folgt…

Blattbüschel

Wer noch ein bisschen mehr Hintergrundinfos möchte – hier sind sie:

Meine große Süßkirsche im P(r)achtgarten hat in den letzten viel zu trockenen Sommern noch während ihre leckeren, dicken, schwarzen Früchte reiften, bereits ihre Blätter hängen lassen. Als es noch echte Jahreszeiten gab und der Regen nicht wie jetzt vor allem im Winter, sondern in den Sommermonaten viel, gab es hier nahe der Elbe auf gutem Marschboden immer genug Wasser im Boden. So haben die Bäume hier keine tiefen Wurzeln ausgebildet, weil in gut einem Meter Tiefe schon das Wasser stand.

Nun hat sich durch den Klimawandel, die Veränderung des Golfstromes, der Windsysteme und was da noch so alles dranhängt, der Wasserhaushalt (nicht nur) in meinem Garten drastisch verändert. Der über die Sommermonate völlig ausgetrocknete Boden ist zusammen gesackt, die normalerweise mit Wasser und Luft gefüllten Poren sind stark geschrumpft. Im nun regenreichen Winter steht das Wasser hier in Elbnähe schon in Spatentiefe– ein Zustand, wo Wurzeln unter Luftmangel leiden und vergammeln. Also tiefgehende Wurzeln funktionieren hier nicht.

Im Frühjahr, wenn alle Bäume ihre Blätter treiben und alles wieder anfängt zu sprießen, kommt das feine Zusammenspiel von Wassersog der Wurzeln und Verdunstung über die Blätter wieder in Bewegung. Wenn es dann nicht regnet, so, wie es die letzten Frühjahre geschah, sind die Wasserreserven des Bodens schnell erschöpft. Im Sommer, wenn alle Pflanzen voll im Laub stehen und die Früchte reifen, ist die Verdunstung durch Wärme und Wind noch höher, aber, wenn es dann nicht mal ein paar ergiebige Regenfälle gibt, stehen die über all die Jahrzehnte wasserverwöhnten Gehölze mit ihren flachen Wurzeln in meinem Garten im Trockenen. Das ist echt ein Dilemma, weil wie gesagt, sich aufgrund der Winternässe keine richtigen, tiefgehenden Wurzeln ausbilden können, die noch Wasser aus tieferen Bodenschichten erreichen können.

Übrigens, die frohe Botschaft: „Mein“ Hase lebt! Ich habe ihn Ende Januar gesund und munter (leider) vor mir im Garten flüchten sehen. Und die ersten Frühblüher sind auch schon da.

3. Januar 2023

Der erste Baum des Jahres, ein Apfelbaum mit 4  verschiedenen Sorten drauf (Boskoop, Kaiser Wilhelm, James Grieve, Peter Martens) hat nun den Weg aus meiner kleinen Baumschule auf die Obstwiese geschafft. Gerade ist der Boden wunderbar feucht und locker, so dass die Bäume sich schonmal gut verwurzeln können, bevor die Blätter kommen. Mindestens noch ein Obstbaum wird noch umziehen, langsam wird es eng auf der Obstwiese…. und die ersten Schneeglöcken haben schon ihre Köpfe aus der Erde gestreckt! 

Oben in der Krone einer  großen Birke in meinem Miniwäldchen ist ein großes Nest nun, wo die Blätter weg sind, sichtbar geworden. Das muss ein größeres Vogelpaar gewesen sein und ich habe es nicht mitbekommen. Aber nun habe ich eine Vermutung, warum die Fasanendame, die unten im gleichen Baum auf einem Gabelast immer genächtigt hat, ihren Schlafplatz aufgegeben hat. Immer wieder faszinierend, die Tierwelt zu beobachten und die ganzen Verbindungen untereinander wahrzunehmen. Tja, und trotzdem spielt sich so vieles um uns herum ab, ohne dass wir es mitbekommen.

Ich hoffe „mein“ Hase lebt noch. Silvester rennen immer einige Waffenträger mit ihren Hunden durch meinen Garten und die Nachbarschaft und ballern alles ab, was sich bewegt. Die Schüsse vermischen sich mit den Böllern, dann fällt das Lustmorden ja nicht so auf. Vor 2 Jahren musste ich mit ansehen, wie der damalige langohrige Gartenbewohner auf der Flucht erschossen wurde. Eigentlich hätten die gar nicht schießen dürfen, weil ich direkt daneben in meinem Garten war. Ich habe grundsätzlich nichts gegen die Jagd, aber Hasen gibt es hier kaum noch und die Truppe hat wirklich ohne System auf alles geschossen. Nun hatte sich seit dem Sommer ein neuer Hase bei mir im Garten eingefunden und ich habe ihn bei jedem Besuch gesehen und mich gefreut.

… und hier noch ein Beobachtungstipp:

Frage für den nächsten Spaziergang im Regen: Kann ein Regenwurm rückwärts kriechen?